Hallo liebe Zec+ Community und Sympathisanten. In diesem Artikel geht es um unsere Muskeln, aber nicht um den Muskelaufbau, sondern um die berühmt-berüchtigte Muskelverkürzung. Viel Spaß beim Lesen!
Was ist eine Muskelverkürzung und gibt es sie überhaupt?
Aus dem Stand mit den Händen die Zehenspitzen berühren – das werden die Wenigsten schaffen. Falls doch, Glückwunsch. Falls nicht, ist dieser Artikel genau richtig, denn vielleicht handelt es sich bei der Ursache ja um eine Muskelverkürzung? Doch was ist überhaupt eine Verkürzung der Muskeln? Bei einer Muskelverkürzung wird davon davon ausgegangen, dass ein Muskel oder eine Muskelkette „kürzer“ wird, also die Gesamtlänge abnimmt, und der Muskel deswegen in der Länge nicht mehr ganz so dehnbar ist. Aber kann ein Muskel wirklich kürzer werden? Nein! Ein Muskel kann nur seine Fasern vergrößern – und das kennen alle Bodybuilder – und zwar in seinem Volumen. Dicker Muskel oder dünner Muskel.
Aber wieso haben dann so viele Menschen Probleme damit, sich zu beugen, zu strecken oder andere Bewegungen in vollem Umfang auszuführen? Die Antwort: Unsere Muskeln und Gelenke brauchen regelmäßige Bewegung. Der Körper ist so „schlau“, dass er nach einer gewissen Zeit die Muskeln, die weniger oft aktiviert werden, „ausschaltet“. Das bedeutet, dass ein höherer Muskeltonus (Spannung) herrscht und der Muskel sprichwörtlich gezwungen werden muss, seiner Funktion überhaupt nachzukommen. Das Beispiel mit den Zehenspitzen ist ein typisches Beispiel für eine Verkürzung, die streng genommen keine ist.
Vernachlässigung De Luxe
Wir wissen jetzt, dass sich der Muskeltonus erhöht, wenn man einen Muskeln nicht so oft in seiner Funktion beansprucht. Rückenschmerzen werden als Volkskrankheit Nummer 1 angesehen. Das hat aber nicht zwangsläufig auch etwas mit dem Rücken ans ich zu tun! 95% dieser Schmerzen haben das tägliche, stundenlange, starre Sitzen als Ursprung. Wenn wir sitzen, sind es unsere Waden, Beinbeuger, Gesäß und unterer Rücken, welche „verkürzen“. Das hat zur Folge, dass diese Kette am unteren Rücken zieht. Und dieses Ziehen, egal wo, kann zu einer Fehlbelastung- und Stellung führen. Es ist nicht das einmalige Sitzen gemeint, sondern das „chronische“ Sitzen im Büro, im Auto/Bus oder vorm Fernseher. Diese hintere Muskelkette kann auch zu Knie-, Sprunggelenks, Hüft- und Fußschmerzen führen. Die Kunst eines Arztes/Physiotherapeuten liegt darin, die Quelle für die Schmerzen zu finden: „Sitzen sie oft und lange?“ ist eine beliebte Frage.
Ein Muskel setzt immer an zwei Punkten am Skelett an, das Ende, welches näher zur Körpermitte liegt, bezeichnet man hier als Ursprung
Das bedeutet, dass wir oftmals gar nicht lokale Schmerzen haben, weil auch eine lokale Ursache vorhanden ist. Klar, ein Meniskusriss führt zu lokalen Schmerzen.
Wie löst man das Problem?
Man kann hier aus vielen Richtungen angreifen. Zum einen natürlich das klassische, statische Dehnen der Muskulatur. Das führt dazu, dass der Muskeltonus gelockert wird und ermöglicht dem Muskel, sich in seinem natürlichen vollen Bewegungsumfang zu bewegen. Aber Vorsicht! Erst nach mehr als circa 120 Sekunden wird der Stoff „Elastin“ vermehrt ausgeschüttet. Das sorgt für eine Anpassung der Bindegewebe und Muskulatur an das Stretching! Auch Wärme kann dazu führen, dass sich eine Verspannung im Muskel löst und man dann noch besser die Dehnübungen ausführen kann.
Die dritte Möglichkeit stellt die schmerzhafteste Lösung dar. Faszien- bzw. Triggerpunkttherapie. Hier wird mit bestimmten Hilfsmitteln (Rollen, Bällen, Ellenbogen) tief in die Muskulatur „eingearbeitet“, um Knoten und kleine Verspannungen zu lösen. Da gerade bei langwierigen Schmerzen diese Punkte sehr tief sitzen, kann das sehr schmerzhaft für den Patienten sein. Oftmals ist es auch eine Dysbalance zwischen Agonist und Antagonist (Bizeps/Trizeps). Bei der Brust wäre das dann das Bankdrücken, bei dem man deutlich stärker ist als beim vorgebeugten Rudern mit weitem Griff.
Fazit
Ein Muskel verkürzt nicht, kann aber durch einen zu hohen Tonus enormen Schaden anrichten! Neben der hinteren Beinmuskelkette gehören auch die Brustmuskeln zu den Muskeln, welche gerne „verkürzen“. Dehnen wird oft belächelt und stark vernachlässigt. Ein paar Tage ohne Dehnübungen werden niemanden umbringen, aber mehrere Wochen und Monate totaler Vernachlässigung können den Bewegungsapparat enorm schädigen! Ein paar Minuten nach dem Workout den kompletten Körper zu dehnen, schadet also niemandem!